Geld anlegen in Zeiten niedriger Zinsen

Finanzminister spart 20 Milliarden Euro!“ geisterte es vor kurzem durch die Presse. Laut Bundesrechnugnshof muss das Bundesfinanzministerium in den kommenden drei Jahren rund 20 Mrd. Euro weniger Zinsen zahlen als ursprünglich angenommen. Weniger als 1% Zinsen muss der gute Schuldner Deutschland zur Zeit zahlen.

Doch des einen Freud, des anderen Leid: niedrige Schuldzinsen des Bundes bedeuten im Umkehrschluss auch niedrige Haben-Zinsen für die Anleger Ihr Geld anlegen wollen. Besonders stark sind die Anbieter kapitalgebundener Lebens- und Rentenversicherungen von den Entwicklungen in Mitleidenschaft gezogen. Sind diese doch vom Staat gehalten, mehrheitlich in die von ihm ausgegebenen Papiere zu investieren. Nach Kosten wird es damit für sie immer schwieriger den Garantiezins von derzeit 1,75% p.a. (bei weiter sinkender Tendenz) zu erwirtschaften. Wenn man weiß, das sich dieser Garantiezins zudem nur auf den Kapitalstock und damit nur auf den tatsächlich zur Anlage kommenden Teil des Beiträge (nach Kosten) bezieht, erkennt, daß damit die offizielle Inflation von zur Zeit 1,5% kaum zu schlagen ist.

Aber auch des Deutschen liebstes Kind, das Sparbuch rentiert teilweise unter 0,2% für ein Jahr. Vor Steuern wohlgemerkt! Aber dafür darf man bei diesem Zins dann mehr als 500.000 € anlegen, bevor der Sparerfreibetrag von 804 € bei einem Ledigen überschritten wird.

Tatsache ist, dass man diese Kapitalvernichtung auf den ersten Blick nicht sieht. Der Anleger ist sich dieser Gefahr meist nicht wirklich bewusst, denn negative Realzinsen waren in Deutschland bisher eher selten. Angesichts ausufernder Staatsverschuldung müssen wir aber der Tatsache ins Auge sehen, daß wir noch deutlich länger mit dieser Situation leben müssen. Denn niedrige Zinsen und vergleichsweise hohe Inflationsrate helfen den Staaten bei der Entschuldung.

Wer aber glaubt, diesem Zustand hilflos ausgeliefert zu sein, der irrt! Und wer nichts gegen diesen schleichender Vermögensschwund unternimmt, wird spätestens im Alter eine böse „Überraschung“ erleben.

Allerdings muss der typische deutsche Anleger dazu lernen, daß es im Leben nichts geschenkt gibt. Rendite und Risiko bedingen sich gegenseitig und man erhält das eine nicht ohne das andere. Denn:

  • Einen risikolosen Zins gibt es nicht – es gibt zur Zeit allenfalls ein zinsloses Risiko.
  • Nachhaltige Ertragskraft findet sich vor allem im Produktivkapital und nicht im Geldverleih an den Staat.

Das Vermögen sollte daher – innerhalb individueller Möglichkeiten – auf verschiedene Anlageklassen verteilt werden. Die alleinige Ausrichtung auf verzinsliche Anlagen ist in der aktuellen Situation geradezu schädlich. So reagiert der Anleger nicht nur auf die gegenwärtig negativen realen Renditen für Zinsanlagen, sondern auch auf die hohe Unsicherheit über die zukünftige Entwicklung. Es ist derzeit überhaupt nicht abzusehen, wie sich Zinsen und Inflationsrate in den kommenden Jahren entwickeln werden.

Doch: Die richtige Mischung bring den Erfolg! Denn reduziert die Inflation die Rentabilität der Zinsanlagen, sollen die Aktien für einen Renditeausgleich sorgen. Sollten aber Aktien bei einer Deflation leiden, sorgen die Zinsanlagen für die Rendite.

Leider ist die Aktie ist in Deutschland zu Unrecht verpönt, weil starke Kursschwankungen in den vergangenen Jahren diese Anlageform vielen Anlegern verleidet hat. Da nimmt er lieber die „risikolosen“ 8% eines nachrangigen Genussrechts „für ein besseres Morgen“.

Es stimmt: Ein Anleger der im März 2000 einen Aktienfonds für deutsche Aktien gekauft hat, wird heute feststellt, daß er nach einer Achterbahnfahrt der Kurse und Emotionen nichts hinzugewonnen hat. Ähnliches gilt bei einem Einstieg im Herbst 2007. Aber das waren auch die denkbar schlechtesten Einstiegspunkte, die man wählen konnte! Die mittlerweile mehrere Hundert Jahre lange Historie der Aktienbörsen weist nur einen einzigen 15-Jahres-Zeitraum aus, in dem die Kurse am Ende niedriger waren als zu Beginn. Und damals folgte der zweite Weltkrieg auf die Weltwirtschaftskrise und verhinderte so eine schnellere Erholung.

Fazit: Angesichts der hohen Kurse an den Börsen empfehlen wir jetzt keine radikalen Änderung der Anlagestrategie. Wer sich aber langfristig mit einem Sparplan in einem Aktienfonds am Produktivkapital beteiligt und dabei gleichzeitig seine Zinsanlagen reduziert, wird erfahrungsgemäß auf mittlere Sicht sein Kapital erhalten und eine höhere Rendite erzielen als ohne Streuung.

2 Gedanken zur “Geld anlegen in Zeiten niedriger Zinsen

  1. Vollkommen richtig, der Anleger ist gezwungen, wenn er die Kaufkraft seines Vermögens erhalten will, das Risiko seiner Anlagestrategie zu erhöhen.