Rendite und Risiko

Da sammelt ein Windparkbetreiber mit großem Werbeaufwand über ein Milliarde Euro für seine mit 8% sehr hoch verzinslichen Genussscheine ein und kündigt kurze Zeit später an, daß er Insolvent würde, sollten die Investoren die Frechheit besitzen Ihre investierten Gelder wieder zurück zu verlangen. Und jetzt sind alle entsetzt und rufen nach dem Staat. Wir machen hier einmal eine Ausnahme. Statt nach dem Staat rufen wir nach dem gesunden Menschenverstand!

Warnen nicht Verbraucherschützer seit Jahrzehnten davor, Produkte zu kaufen die man nicht versteht oder die eine deutlich höhere Rendite versprechen als am Markt erzielbar ist? Und ist es nicht allgemein bekannt, daß eine höhere Rendite in der Regel mit einem höheren Risiko verbunden ist?

Ich habe großes Verständnis für Anleger, die versuchen die mageren Renditen von Sparbuch, Festgeld und Co. zu schlagen. Aber warum kauft man dann Produkte, nur weil zufällig ein Werbeflyer im Briefkasten landen? Ohne sich zumindest einmal an unabhängiger Stelle über das Produkt / das Unternehmen zu informieren.

Gut, wir können nicht jedes Produkt bis in letzte Detail verstehen, dafür ist unsere Welt zu komplex. Aber: Beim Kauf jedes neuen Fernsehers oder Handys wälzt der mündige Verbraucher wochenlang Fachmagazine, fragt Bekannte nach Ihren Erfahrungen, besucht verschiedene Märkte, braust durchs Internet um sich über Produkt und Preise zu informieren und kommt dann nach reiflicher Überlegung zu einem Entschluß.

Der selbe Verbraucher schaut am nächsten Morgen in den Briefkasten, findet da zufällig eine „lukrative“ Geldanlage, denkt sich „Super, endlich mal gute Zinsen“ und fordert gleich die Unterlagen an. Und dann wird schnell investiert, bevor die „gute“ Gelegenheit vorbei ist.

Niemand fragt sich, warum ein Unternehmen ausgerechnet Privatinvestoren Zinsen zahlt, die kulant geschätzt doppelt so hoch sind, wie es bei einer Bank für ein Darlehen zahlen müßte. Und mindestens viermal so hoch, wie der Privatanleger sonst für sein Geld bekommt.

Niemand rechnet aus, was das Unternehmen eigentlich wert ist, noch wie hoch die Schulden sind und woher der Gewinn kommt, aus dem die Zinsen gezahlt werden sollen. Es fragt sich auch keiner, wie viel Geld für die Werbung im Fernsehen und in den Werbeschreiben verpulvert wird, bevor etwas investiert werden kann. Und es geht auch niemand mal Samstags Vormittags in die Stadtbücherei und blättert durch ein paar Ausgaben „Finanztest„.

Meine Empfehlung: Investieren Sie in gesunden Menschenverstand! Das scheint eine Ware zu sein, die zur Zeit äußerst selten ist. Dort ist mit Wertsteigerungen zu rechnen!

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