Autor: Michael Freund, Dipl.-Ing. & Finanzwirt (COB)
Expertise: Gründer von Finanzpartner.DE, Spezialist für Finanzberatung mit über
20 Jahren Erfahrung.
Artikel zuletzt aktualisiert am 03.06.2025 14:56

Der grundlegende Unterschied zwischen Einmalanlagen und Sparplänen liegt darin, dass hohe Kursschwankung bei einem Sparplan mitunter zu einem positiven Effekt führen können. Dieser Umstand resultiert daraus, dass im Rahmen eines Sparplanes bei fallenden Fondskursen für einen festgelegten Geldbetrag eine höhere Anzahl von Anteilen erworben wird, während bei steigenden Kursen die gegenteilige Wirkung eintritt. Dieses automatische antizyklische Verhalten bezeichnet man als "Cost Average Effect" oder auch "Durchschnittskosteneffekt ". Hierdurch kann ein Sparplan in schwankende Fonds unerwarteterweise zu einer Verbesserung der Rendite führen.
Berücksichtigt man zusätzlich, dass an den Kapitalmärkten das Eingehen erhöhter systematischer Risiken in der Regel durch eine erhöhte Rendite belohnt wird, so erscheint die bei Einmalanlagen unumgängliche Risikominimierung nicht länger optimal. Folgerichtig sollten Sparpläne nicht so breit diversifiziert werden wie Einmalanlagen.
Allerdings hilft der Cost Average Effekt nur dann, wenn die entsprechenden Fonds auch tatsächlich ein zyklisches Verhalten aufweisen (d.h. Phasen überdurchschnittlicher Performance werden durch Phasen unterdurchschnittlicher Performance abgelöst). In der Realität ist ein solches Verhalten zum Beispiel bei Schwellenländerfonds gut zu beobachten.
Drei verschiedene Fonds: A, B und C, werden im Rahmen eines Sparplanes von monatlich 100 € erworben. Der Sparplan dauert 1 Jahr. Die folgende Tabelle zeigt ihre Kurse jeweils zu Monatsbeginn:
| Jan | Feb | Mär | Apr | Mai | Jun | Jul | Aug | Sep | Okt | Nov | Dez | |
| Fonds A (stetig ansteigender Wert): | 10 | 10 | 11 | 11 | 11 | 11,5 | 12 | 12 | 12 | 13 | 13 | 13 |
| Fonds B (stagnierender Wert): | 10 | 9 | 8 | 8 | 8 | 8 | 9 | 9 | 9 | 9 | 9 | 10 |
| Fonds C (insgesamt fallender Wert): | 10 | 9 | 8 | 7 | 6 | 5 | 5 | 6 | 6 | 7 | 8 | 8 |
| Fonds A: | 104,06 Anteile a € 13,- = € 1352,78. Dies entspricht, bezogen auf die Einzahlung, einem Gewinn von 12,73% |
| Fonds B: | 136,66 Anteile a € 10,- = € 1366,60. Dies entspricht, bezogen auf die Einzahlung, einem Gewinn von 13,88% |
| Fonds C: | 177,15 Anteile a € 8,- = € 1417,20. Dies entspricht, bezogen auf die Einzahlung, einem Gewinn von 18,1% |
Das Beispiel zeigt eine paradoxe Erkenntnis: Der Fonds, der als Einmalanlage die größte Schwankung und die schlechteste Wertsteigerung aufgewiesen hätte, wäre die beste Wahl bei einem Fondssparplan gewesen.
In der Praxis bedeutet das: Es kann durchaus vorteilhaft sein, eine Sparform mit höherem Chance/Risiko-Profil zu wählen, da diese Sparformen einerseits eine höhere Rendite erwirtschaften und ihr Risiko im Rahmen von Sparplänen durch den Cost Average Effekt gemildert, wenn nicht gar zum Vorteil für den Anleger wird.
Dazu empfiehlt sich daher, in guten Börsenphasen, immer mal wieder einen Teilbetrag aus dem Sparplan in weniger schwankende Fonds umzuschichten!
Über den Autor: Michael Freund
Michael Freund ist Gründer und Geschäftsführer der Finanzpartner.DE GmbH. Als studierter Ingenieur (RWTH Aachen) und qualifizierter Finanzwirt (COB) verbindet er analytische Präzision mit über 20 Jahren Praxiserfahrung in der Finanzberatung und Kapitalanlage. Sein Ziel ist es, komplexe Finanzthemen verständlich zu machen und Mandanten zu befähigen, fundierte und eigenständige Entscheidungen für ihre Zukunft zu treffen.Die Informationen auf dieser Seite ersetzen keine individuelle Anlageberatung.