Rentenfonds: Dunkle Wolken am Horizont?

Ziehen dunkle Wolken an den Rentenmärkten auf? Der schwache Jahresauftakt an den Rentenmärkten lieferte einen Vorgeschmack. Auch wenn die Kursverluste im Januar in den Folgemonaten aufgeholt werden konnten, stellte auch die Praxis der Rentenmärkte zu Jahresbeginn gleich unter Beweis, dass schon kleine Renditeanstiege auf dem erreichten Niveau zu schmerzhaften Kursverlusten führen.

Bisher war es leicht, mit Renteninvestments nahe der Benchmark die Renditeerwartungen der Anleger zu erfüllen und gleichzeitig Risiken klein zu halten. Staatsanleihen hoher Bonität erfreuten sich auch 2012 steigender Kurse. Solche „Benchmark-Anleihen“ sind z.B. US-Staatsanleihen, sogenannte „Treasuries“ oder „T-Bonds“, deutsche Bundesanleihen, „Bunds“ oder „Japan Government Bonds“, kurz „JGBs“.

Doch die Benchmark-Nähe ist den Managern globaler Rentenfonds immer weniger geheuer. Sie entfernen sich zunehmend von einfachen „Long“-Positionen in Staatsanleihen hoher Bonität mit fünf bis zehn Jahren Laufzeit. Die durchschnittliche Kapitalbindungsdauer, die sogenannte Duration, ist der entscheidende Parameter für die zu erwartenden Kursausschläge bei Zinsänderungen. Bei einem Renditerückgang bringt eine lange Duration Kursgewinne. Davon konnte man in Staatsanleihen ungefähr 30 Jahre lang profitieren. Doch bei einem Zinsanstieg sind die Kursverluste umso höher, je länger die Duration ist. Und eine solche große Trendwende bei den Renditen ist nach Einschätzung der meisten Kapitalmarktexperten nur eine Frage der Zeit.

In einer Welt hoher (Staats-) Schulden könnten höhere Zinsen jedoch existenzielle Probleme mit sich bringen. Mit einer raschen Zinswende ist daher nicht zu rechnen. Regierungen und Notenbanken werden versuchen, die Politik der „financial repression“ so lange es geht fortzusetzen. So kann sich der Staat das Geld seiner Bürger auch ohne formale Steuererhöhungen oder gar Enteignungen holen. Trotzdem scheinen sich mehr und mehr Rentenfonds auf die Herausforderung steigender Renditen vorzubereiten: Sie verkürzen die Duration in ihren Portefeuilles. „Trotz dieser Positionierungen sind sich die meisten Manager allerdings auch bewusst, dass die Regierungsinterventionen das Gegenteil zum Ziel haben“, kommentiert Anthony Karaminas, Fondsanalyst bei S&P Capital IQ, eine im März vorgelegte Studie seines Hauses zu diesem Thema. In den letzten Jahren seien Manager im Allgemeinen bei Treasuries und JGBs untergewichtet gewesen. Dies ist immer noch der Fall, da sie in diesen Ländern nur wenig Wert identifizieren würden. Einige Manager seien der Ansicht, dass 10-jährige Treasuries sich auf 2 bis 2,5 Prozent erweitern werden, ein starker Anstieg der Raten 2013 aber eher unwahrscheinlich sei.

Regierungsinterventionen schufen 2012 allerdings auch Gelegenheiten für Manager aktiver globaler Rentenfonds, sowohl in entwickelten Ländern als auch in Schwellenmärkten. S&P Capital IQ stellte fest,dass es offenbar mühelos möglich war, die Benchmark Barclays Capital Global Aggregate TR Index zu schlagen. Dabei sei wieder einmal das Timing für Risk-On/Risk-Off von Bedeutung gewesen. In „Risk-On-Phasen“, also der Rückkehr von Investoren zu riskanteren Assets, waren gute Gewinne mit risikoreichen Anlagen möglich.

Unterdessen erfährt das Anlageuniversum „Rentenfonds“ an einem seiner Ränder eine Erweiterung: Unternehmensanleihen aus Schwellenländern vergrößern den Spielraum, wenn auch ihr Volumen noch zu klein ist, um eine größere Rolle zu spielen. „Ein interessantes Thema in diesem Jahr ist, dass Unternehmenskredite aus Schwellenmärkten im Allgemeinen mehr gehalten werden, auch wenn sie jeweils individuell nur einen kleinen Teil der Portfolios ausmachen“, sagte dazu Karaminas. „Ihre Hinzufügung zu globalen Fonds ähnelt der Entwicklung von Staatsanleihen aus Schwellenmärkten, wie wir es vor einigen Jahren sahen – die Manager suchen nach Werten außerhalb der traditionellen, gedehnt erscheinenden Anlageklassen. Angesichts der inhärenten Risiken erwarten wir allerdings nicht, dass Unternehmensanleihen aus diesen Ländern große Allokationen anziehen werden.“

Staatsanleihen der Schwellenländer sind allerdings nicht mehr aus internationalen Rentenfonds wegzudenken. Und große globale Rentenfonds hätten ihre Engagements in „Emerging Debt“ zuletzt weiter erhöht. Die US-Investmentgesellschaft MFS halte beispielsweise inzwischen rund die Hälfte ihres Rentenportfolios in Staatsanleihen aus Schwellenmärkten. Zu Anfang des Jahres seien es noch weniger als 10 Prozent gewesen. Und auch Franklin Templeton habe sich ebenfalls verstärkt in Schwellenländeranleihen engagiert.

Tatsächlich konnte der in Deutschland oft gewählte Templeton Global Bond Fund die zeitweiligen Kursrückschläge an den Rentenmärkten ganz gut verkraften. Neben Kurs- und Kupongewinnen sei wieder einmal eine Reihe von gelungenen Währungsspekulationen für den positiven Verlauf verantwortlich, erklärte Franklin Templeton. Richtig habe man vor allem bei asiatischen Währungen gelegen: Koreanischem Won und Malaysischer Ringgit. Aber auch die großen Positionen im polnischen Zloty und in der schwedischen Krone sorgten gegenüber dem Euro für Gewinne.

Unser Fazit für Rentenfonds

„Long only“ in Benchmark-Anleihen ist für die kommenden Jahre keine ernst zu nehmende Strategie. Aktives Fondsmanagement wird auch bei Rentenfonds immer wichtiger!

Ein Gedanke zur “Rentenfonds: Dunkle Wolken am Horizont?

  1. Ein wirklich sehr interessanter Artikel. Ich habe mich ebenfalls intensiv mit dieser Thematik, vor allem jedoch mit dem Anleihenmarkt, beschäftig. Dazu kann ich nur sagen, dass dieser in der Regel stark unterschätzt wird. Viele Menschen sind sich über die immense Bedeutung von Anleihen nicht bewusst. Im Hintergrund stellt der Anleihenmarkt die Hauptfinanzierungsquelle für Unternehmungen dar. Zeitgleich ist er der größte Markt der Geldanlage. Das Anlagevolumen welches im globalen Anleihenmarkt steckt, übertrifft das Welt-BIP bei weitem. Anleihen stellen sicherlich eine interessante Möglichkeit zur Geldanlage dar, man darf hierbei jedoch nicht auf die zwei Hauptrisiken vergessen. Dem Zinsrisiko, welches gerade in der aktuellen Zeit immer aktueller wird, sowie dem Emittentenrisiko. Dieses Risiko wird in der Regel vollkommen unterschätzt. Wenn man zukünftig vor einem Anleihenkauf vor allem auf dem Emittenten achtet und nicht von der Gier nach Verzinsung sich beeinflussen lässt, stellen auch sicherlich zukünftig eine gute Art zur Geldanlage dar.